Vorübergehende Bilder, bleibend / Jens Peter Koerver / 2007 / vollständiger Text als PDF
«... Ein anderes vielfältig variiertes Motiv: die immer wieder auftauchenden lockeren Schichtungen, Ballungen aus Gerundetem. Licht, nicht schwer und doch kompakt, nie die ganze Bildfläche einnehmend ist ihnen eine besondere Art der Durchdringlichkeit zueigen (nicht wirklich dicht und doch kompakt, noch lichtdurchlässig). Meist befinden sie sich in einem Zwischen- und Schwebezustand, veränderungsfähig, -bereit (noch nicht ganz Material, materiell, noch nicht klar zu benennen, nicht mehr nur luftig, noch nicht fest, mit Anzeichen des Flüssigen). Ähnliches findet sich wieder auf einigen Fotos (dort sind es seltsame Früchte, Zierrat der hängenden venezianischen Leuchter - oder sind diese Fotomotive der Künstlerin geworden, weil sie in der Malerei schon erfunden waren?) – wie auch immer, in den Malereien sind sie etwas anderes: Eine Form von Masse oder Menge, Einerlei und Vieles von gleicher Art (vielleicht sehr viel mehr, unendlich viel mehr als im Bild zu sehen, zu zeigen ist). Erscheint als Wand oder Feld, als unräumliche Zone, der gegenüber (entgegen) befindet sich - vor allem in den Großformaten des Jahres 2007 - eine Figur, kompakt und gesammelt. Diese kann Wesen oder Skulptur, Heiliger und, oder Mensch sein, ist vom Betrachter abgewandt und so allein auf dieses Einerlei, diese Fülle bezogen, gibt sich ihr hin, ist in ihren Anblick versunken oder gerade von diesem Mancherlei abgehoben, damit konfrontiert. Oder alles auf einmal in einem undenkbaren, unmöglichen Zugleich.
In manchen Bildern formiert sich dieses Immaterial, die locker gehäuften Kugeln, Kringel zu Erhebungen, Hügeln, seltener zu Treppenartigem, eher Geschichtetem. Berg, Hügel, Sockel sind Aufstiegsorte, die eine Bewegung von unten nach oben möglich machen, eine Vervollkommenungsbewegung, eine, die den, der dort oben wäre, dem Himmel näher brächte und sein ließe über den Mühen der Ebene (einleuchtend ist der Berg als symbolischer Ort geistiger Entwicklung, der Begegnung mit dem Göttlichen). Manchmal ruht, thront auf solch einer Höhe, eher Sockel oder Hügel als Gebirge, eine Figur (oder ein Gebäude) und in einigen Bildern ist sie groß, so groß, dass die Bildfläche nicht reicht, sie den Rand nach oben überschneidet, sich himmelan, außerhalb fortsetzt, soweit die Vorstellung reicht. ...weiterlesen »